Die CDU Hamburg ist ein Landesverband der CDU in Hamburg. 1946, von 1953 bis 1957 und von 2001 bis 2011 stellte die Partei den Ersten Bürgermeister und damit das Regierungs- und Stadtoberhaupt der Freien und Hansestadt Hamburg. Seit 2011 befindet sich die Partei wieder in der Opposition. Sieben Kreisverbände und 47 Ortsverbände bilden die Basis für das politische Engagement der Hamburger CDU. Insgesamt gibt es im Landesverband 5.900 Mitglieder (Stand: 2024) bei einem Frauenanteil von knapp 40 Prozent (Stand: März 2016).
Am 14. August 1945 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Christlich Demokratischer Gruppen“ in Hamburg gegründet.[3] Später wählte man als Selbstbezeichnung „Christlich Demokratische Partei“ (CDP). Franz Beyrich wurde zum ersten Vorsitzenden berufen. Mit Rudolf Petersen, der am 26. Juni 1946 in die CDU eintrat, stellte die Partei erstmals einen Hamburger Bürgermeister.
Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg 1957, die eine reine Verhältniswahl darstellte, traten CDU und FDP wieder mit eigenen Listen an. Mit 32,2 % der Stimmen konnten die Christdemokraten jedoch erneut nur die zweitstärkste Landtagsvertretung hinter den Sozialdemokraten stellen. Die FDP ging zudem eine sozialliberale Koalition ein, was die CDU abermals in die Oppositionsrolle drängte. Der bisherige Erste Bürgermeister, Kurt Sieveking, übernahm den Vorsitz der Bürgerschaftsfraktion und trat vier Jahre später erneut als Spitzenkandidat seiner Partei an.
Bei den folgenden Bürgerschaftswahlen 1961, 1966 und 1970, 1974 und 1978 erreichte die SPD, bis auf 1974, jeweils die absolute Mehrheit und ging, trotz dieser Tatsache, zeitweise auch eine Koalition mit der FDP ein. Aus diesen Gründen war es der CDU während dieser Zeit nicht möglich, eine Regierungsbeteiligung zu erreichen.
Erst im Juni 1982 konnte die CDU mit SpitzenkandidatWalther Leisler Kiep die SPD bei einer Bürgerschaftswahl in Hamburg erstmals eigenständig an Stimmen und Sitzen überholen. Weil jedoch weder eine Große Koalition noch eine Tolerierung einer SPD-Alleinregierung durch die Grün-Alternative Liste Hamburg zustande kam, wurde für Dezember 1982 eine Neuwahl ausgerufen, aus der die Christdemokraten geschwächt hervorgingen, während die Sozialdemokraten wieder eine absolute Mehrheit erringen konnten. Zu einer vergleichbaren Situation kam es bei der Bürgerschaftswahl im Jahre 1986 bzw. der Neuwahl ein Jahr später. Ende der 1980er Jahre hatte die CDU in Hamburg etwa 14.000 Mitglieder.[3]
Bei der Bürgerschaftswahl 1993 erlitt die Hamburger CDU ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis im Stadtstaat. 80 Tage vor der Wahl wurde die Statt Partei unter anderem von ehemaligen CDU-Mitgliedern gegründet und zog bei der Wahl in die Bürgerschaft ein. Im gleichen Jahr übernahm Ole von Beust den Vorsitz der Bürgerschaftsfraktion. 1997 trat er als Spitzenkandidat seiner Partei an.[6] Beust gelang es zwar, das Ergebnis seiner Partei auf 30,7 % zu steigern, die Christdemokraten mussten aber in der Opposition verbleiben, während der SPD-Politiker Ortwin Runde erstmals eine rot-grüne Koalition in Hamburg bildete.[7]
Landesregierung unter Ole von Beust (2001–2010) und Christoph Ahlhaus (2010–2011)
Als bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2001 weder eine rot-grüne noch eine schwarz-gelbe Mehrheit zustande kam, bildete Ole von Beust eine Bürgerblock-Koalition[8] mit der FDP und der rechtskonservativenPartei Rechtsstaatlicher Offensive, die mit Ronald Schill als Spitzenkandidat erstmals zur Bürgerschaftswahl angetreten war und auf Anhieb 19,4 % der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Während Beust Regierungschef wurde, übernahm Schill die Aufgaben des Zweiten Bürgermeisters und des Innensenators. Als im August 2003 Beust entschied, Schills Innenstaatsrat Walter Wellinghausen wegen unerlaubter Nebentätigkeiten zu entlassen, beschuldigte Schill den Regierungschef, ein sexuelles Verhältnis zu Justizsenator Roger Kusch zu pflegen, und drohte ihm mit einem Ende der Koalition. Darauf wurde Schill als Innensenator entlassen.[9][10] Infolgedessen kam es zum Bruch der Bürgerblock-Koalition und zu Neuwahlen.
Aus der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2004 ging Beust deutlich gestärkt hervor. Die von ihm geführte Landes-CDU erzielte einen Zuwachs von 21 Prozentpunkten und erreichte die absolute Mandatsmehrheit, während die ehemaligen Koalitionspartner FDP und Partei Rechtsstaatlicher Offensive mit 2,8 % bzw. 0,4 % an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. Auch Schill, der nun mit Unterstützung der rechtspopulistischen Partei Pro Deutsche Mitte – Initiative Pro D-Mark den erneuten Bürgerschaftseinzug anstrebte, scheiterte. Ole von Beust führte während der folgenden Legislaturperiode eine CDU-Alleinregierung.
Bei der Bürgerschaftswahl 2008 verlor die CDU die absolute Mehrheit, blieb aber stärkste Landtagsfraktion. Die FDP verpasste den Bürgerschaftseinzug. Da sich allerdings auch keine rot-grüne Mehrheit ergeben hatte und der Spitzenkandidat der SPD, Michael Naumann, eine Große Koalition[11] ebenso wie eine Tolerierung einer rot-grünen Minderheitsregierung durch die Linken[12] ablehnte, einigte sich die CDU mit der GAL auf die Bildung der ersten schwarz-grünen Koalition auf Landesebene. Zu einer ersten Zerreißprobe der neuen Koalition kam es, als die GAL-Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Anja Hajduk den Bau des Kohlekraftwerks Moorburg gegen die Überzeugungen der Grünen-Basis genehmigen musste.[13]
Nach dem verlorenen Volksentscheid gegen die Primarschulreform erklärte von Beust im Juli 2010 seinen Rücktritt vom Amt des Ersten Bürgermeisters von Hamburg zum 25. August 2010.[14]
Nachfolger des langjährigen Hamburger Senatspräsidenten wurde der bisherige Innensenator Christoph Ahlhaus, der sich anfangs ebenfalls auf eine schwarz-grüne Bürgerschaftsmehrheit stützte.[15] Im November 2010 erklärten die Grünen in Hamburg das Regierungsbündnis mit der CDU für beendet.[16] Ahlhaus führte fortan eine Minderheitsregierung.
Opposition seit 2011
Bürgerschaftswahl 2011
Bei der vorgezogenen Bürgerschaftswahl 2011 musste sich Ahlhaus seinem Herausforderer Olaf Scholz (SPD) geschlagen geben, da die CDU ihr Ergebnis von 2008 beinahe halbierte und ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis aller Zeiten erreichte, während die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit der Bürgerschaftsmandate erreichten.[17] Nach der Wahlniederlage erklärte auch der damalige Landeschef Frank Schira seinen Rücktritt.[18] 2011 folgte ihm Marcus Weinberg im Amt.
Bürgerschaftswahl 2015
Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 2015 war der Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich. Die CDU sackte mit 15,9 % der Landesstimmenlisten auf einen neuen historischen Tiefstand[19] und stellt somit 20 von 121 Abgeordneten in der 21. Hamburgischen Bürgerschaft. In allen 17 Wahlkreisen errang die CDU mindestens ein Direktmandat, im Wahlkreis Alstertal – Walddörfer zwei. Die Hochburgen der CDU bleiben wie schon bei der Bürgerschaftswahl 2011 die Wahlkreise Alstertal – Walddörfer, Süderelbe und Bergedorf. Nach der Bürgerschaftswahl kündigte Weinberg an, sein Amt als Landesvorsitzender zur Verfügung zu stellen. Am 31. März 2015 wurde Roland Heintze als sein Nachfolger gewählt.[20]
Bürgerschaftswahl 2020
Bei der Bürgerschaftswahl 2020 verlor die CDU rund ein Drittel ihres Stimmenanteils und musste mit 11,2 % ihr zweitschlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl seit Parteigründung und das schlechteste seit 68 Jahren – damals 9,0 % bei den Bürgerschaftswahlen in Bremen 1951 – hinnehmen. Auch verpassten sowohl ihr aktueller Spitzenkandidat, der CDU-Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg, der ehemalige Spitzenkandidat Dietrich Wersich, der Landesvorsitzende Roland Heintze und JU-Chef Philipp Heißner den Einzug in die Bürgerschaft, da 15 CDU-Direktmandate in den Wahlkreisen gewonnen wurden und der Partei – nach Landesstimmen – insgesamt nur 15 Sitze zustehen.[21]
1) als Teil des Vaterstädtischer Bundes Hamburg (VBH), der 34,5 % der Stimmen und 40 Sitze erhielt.
2) als Teil des Hamburg-Blocks (HB), der 50,0 % der Stimmen und 62 Sitze erhielt.
Im Dezember 2016 sorgte die Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl 2017 für Aufsehen: Herlind Gundelach verlor eine Kampfkandidatur um den dritten Platz gegen das ehemalige Bürgerschaftsmitglied Christoph de Vries und wurde nur auf den wenig aussichtsreichen fünften Platz gewählt. Die ausschließliche Besetzung der vorderen Listenplätze mit Männern sorgte für große Kritik durch die Frauen-Union und den politischen Gegner.[30][31] Gundelach verpasste letztlich den Wiedereinzug in den Bundestag.
Bei der Bundestagswahl 2021 wurde über den zweiten Platz der Landesliste mit Franziska Hoppermann wieder eine Frau für die Hamburger CDU in den Bundestag gewählt.
Erste Bürgermeister von Hamburg mit Parteimitgliedschaft in der CDU
Die nachfolgenden Politiker waren in der Position des Ersten Bürgermeisters von Hamburg Mitglied der CDU.
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